Ei, Ei, Ei… Was hat das Osterei mit der Auferstehung Christi zu tun?

Andreas M. Fuchs
Die Ostereier lassen uns meist zuerst einmal an den Osterhasen denken. Scheinbar haben sie mit dem Fest der Auferstehung Christi nicht viel zu tun. Bei genauerem Hinschauen merken wir aber schnell, dass dem nicht so ist.
Die Ostereier gehören nur schon aus ganz praktischen Gründen zum Osterfest. In der frühen Kirche waren während der Fastenzeit nicht nur die Fleisch-, sondern auch die Eierspeisen verboten. In der Folge sammelte sich eine beachtliche Anzahl Eier an. Damit dieser Eierüberschuss nicht verdarb, wurden die Eier gekocht und so haltbar gemacht. Oft wurden sie auch farbig angemalt. Die rote Farbe stellte dabei das Blut Christi dar.
Harte Schale, weicher Kern
Das Ei kann auch ein Zeichen für das Leiden sein: aussen ist es hart, so wie das Holz des Kreuzes hart ist. Innen aber ist es flüssig und weich, so wie auch das Kreuz durch Jesus aufs Innigste mit der Liebe vereint wurde.
Das Ei weist auch auf die Auferstehung hin. Von aussen wirkt es kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit stand das Ei symbolisch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesus an Ostern von den Toten auferstand.
Geheimnis des Glaubens
Das Ei ist auch ein Zeichen für das Geheimnis des Glaubens. Wir sehen nicht ins Innere des Eies, aber wir vertrauen darauf und glauben fest, dass es nicht leer ist. So lässt uns auch der Glaube hinter die bloss äussere Fassade der Dinge und in die übernatürlichen Wirklichkeiten hineinschauen. Mit unseren leiblichen Augen sehen wir das Äussere, mit den Augen des Glaubens sehen wir tiefer, sehen wir in die Dinge hinein, sehen wir z.B. bei der Eucharistie, dass es Jesus selbst ist, der hier wahrhaft und wirklich gegenwärtig ist.
Zeichen der Hoffnung
Der hl. Augustinus geht in einer seiner Predigten auf das Ei als Zeichen der Hoffnung ein. Es handelt sich um die Stelle, wo jemand um ein Brot, einen Fisch oder ein Ei bittet. Augustinus legt dies im Hinblick auf Glaube, Hoffnung und Liebe aus und sagt: «Die Hoffnung, so scheint es mir, kann mit dem Ei verglichen werden. Denn die Hoffnung ist noch nicht die Wirklichkeit, so wie das Ei noch kein Huhn ist, obwohl es etwas ist. … Über die Hoffnung sagt der Apostel Paulus noch Folgendes: «Denn auf die Hoffnung hin sind wir gerettet. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht?» … Man sieht das Ei, aber das Ei ist noch nicht das Huhn; und das Huhn sieht man nicht, weil es mit der Schale des Eis bedeckt ist. Man muss geduldig warten und es erwärmen, um es zum Leben zu erwecken. … Ach, lasst uns laufen und unser geheimnisvolles Ei unter den mütterlichen Flügeln jener Henne des Evangeliums verbergen, die ruft: «Jerusalem, Jerusalem, … wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen; wie die Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, und du hast nicht gewollt!». Ach, sie soll uns nicht sagen: «Ich habe gewollt, und du hast nicht gewollt!» Dieses Huhn des Evangeliums ist in der Tat die göttliche Weisheit, die Fleisch geworden ist, um sich in die Reichweite ihrer Küken zu begeben. Was tut eine Henne nicht alles für ihre Küken? Seht ihre zerzausten Federn, ihre herabhängenden Flügel, ihre erschöpfte, entkräftete, liebevolle und sehnsüchtige Stimme. Ja, lasst uns unser Ei, unsere Hoffnung, unter die Flügel dieser heiligen Henne legen» (105. Predigt).
Der gefundene Sieger
Beim Eiertütschen gibt es jeweils einen Sieger. Dies erinnert uns daran, dass Jesus der Sieger über Tod, Satan und Sünde ist. Maria Magdalena suchte ihn am Ostermorgen, bis sie ihn fand. Die Kinder suchen das Osternestli mit den Ostereiern, bis sie es finden. Suchen auch wir Jesus in unserem Leben, nicht nur an Ostern, sondern jeden Tag wieder ganz neu.
Ein frohes Osterfest wünscht Ihnen allen
Pfr. Andreas M. Fuchs
Veröffentlicht am