Arrangiert wurde diese exklusive Erfahrung vom Stock-Verlag für seine Reihe «Meine Nacht im Museum». Ebenso stammt Alikavazovics Vater, der Abwesende um den sich alles dreht, tatsächlich aus Ex-Jugoslawien. Alikavazovic Geheimnis bleibt allerdings, ob der Vater seiner Tochter je die Frage gestellt hat: «Na? Wie würdest du die Mona Lisa stehlen?»
Auf den wenigen Seiten von «Wie ein Himmel in uns» öffnet sich ein schier unübersehbarer Raum mitten im Museum. Ein Flüchtling kann sich darin eine neue Heimat schaffen. Denn wer es schafft, sich im Louvre seine Zähne zu putzen, der hat sich die Fremde heimisch gemacht. Wer ein Meisterdieb sein könnte, der findet sich auch im Labyrinth der Migration zurecht.
In der gespenstischen Leere des Museums, die ihr überlaut erscheint, stellen sich Alikavazovic Fragen zu Verlust und Gewinn. Wenn die «Mona Lisa» aus dem Louvre verschwinden würde, was sie von 1911–1913 tatsächlich tat, was bliebe dann übrig? Wäre der Louvre noch der Louvre? Würde der Verlust alles andere ausblenden? Oder würde erst dadurch Fülle und Vielfalt sichtbar, weil unsere Fixiertheit auf dieses eine Gemälde Platz machen müsste?
Alkavazovics Roman ist eine lustvoll poetische Selbsterfahrung. Sie spielt mit albernen Ideen, wie mit dem Küssen eines Steinlöwen. Und sie jongliert mit den grossen Fragen nach Herkunft und Identität.

zvg
«Wie in Himmel in uns – Meine Nacht allein im Louvre»
Jakuta Alikavazovic,
Hanser 2023,
128 Seiten,
ISBN 978-3-446-27764-9