Dieser Kirchenerlass war noch so jung, dass sich konservative Kreise im Heimatland des Argentiniers Ariel Ramírez vehement gegen eine Aufführung stellten. Also tourte Ramírez 1967 mit seiner Messe zunächst durch Europa, bis das Werk dann 1968 erstmals in Argentinien aufgeführt wurde.
Die fünf Teile des Werks, das insgesamt lediglich eine Viertelstunde dauert, folgen der offiziellen spanischen Fassung der Messliturgie. Für jedes Stück hat Ramírez einen Rhythmus gewählt, der jeweils einer Region Argentiniens zugewiesen werden kann.
Heute ist die «Misa Criolla» die populärste argentinische Sakralmusik, die immer wieder neu aufgenommen und aufgeführt wird. Die erste Einspielung von Ramírez selbst und den Los Fronterizos ist dennoch immer noch die kraftvollste Interpretation, gerade deshalb, weil sie so ungeschliffen und unvermittelt einfährt. Eine sehr eigenständige und ebenso mitreissende Interpretation verdanken wir der argentinischen Volks- und Protestsängerin Mercedes Sosa. Die Idee zur «Misa Criolla» kam Ramírez übrigens bereits in den 1950er Jahren. Eine wesentliche Unterstützung erhielt er dann von einem Jugendfreund, der inzwischen als Priester eine einflussreiche Position in der südamerikanischen Kirche hatte. Dieser wollte wie Ramírez «eine Messe mit Rhythmen und musikalischen Formen dieses Landes».