Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ihm die Menschen zugehört haben. Sie waren ja keine Gottesdienstgemeinde, die brav in der Kirchenbank sitzen blieb, auch wenn sie tödlich gelangweilt war.
Und dass Jesus von sich behauptete, der Messias zu sein, das hat beim Zuhören sicher mehr geschadet als genützt. Wenn ein Mensch aus meiner Kleinstadt auf dem Marktplatz verkündet, er sei gekommen, uns alle zu erlösen, dann werde ich mit Bestimmtheit einen weiten Bogen um den Spinner machen.
Zeitgenossen haben Jesus also zugehört, weil er sie mit seinen Erzählungen packen konnte. Mit seinen Gleichnissen, die so raffiniert erzählt sind, dass am Ende gar keine aufgesetzte «Moral von der Geschicht» notwendig ist. Ich brauche keine theologische Handreichung, um zu verstehen, was mir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter sagen will.
Die Gleichnisse, die Jesus uns erzählt, sind didaktische Meisterleistungen, denn sie bleiben haften, wenn alle theologische Literatur längst vergessen ist. Das angelernte Wissen aus dem Religionsunterricht mag verdampfen, die Gleichnisse und ihre Botschaft bleiben zurück und wirken weiter.