
Foto: Leandro Kibisz/Wikipedia
Leandro Kibisz/Wikipedia
Die damaligen Grossmächte Spanien und Portugal eroberten im 16. Jahrhundert Südamerika, und die Kolonisten beuteten das Gebiet brutal aus. Der Franziskaner Luis de Bolañs entwickelte bereits ab 1575 als erster die Idee von Reduktionen, festen Siedlungen für die indigene Bevölkerung, in denen sie vor Sklaverei und Ausbeutung geschützt leben und arbeiten konnte.
Diese Idee wurde später von den Jesuiten aufgenommen. Sie waren bereits 1549 als Missionare nach Amerika geschickt worden. 1603 erhielten sie das Recht, ihr Reduktionssystem einzurichten, das als «Heiliges Experiment» in die Geschichte eingehen sollte. Dieses antikoloniale Experiment hatte allerdings ganz klar die Missionierung der Einheimischen zum Ziel.
1609 wurde die erste Reduktion gegründet. Letztlich entstanden rund 100 Siedlungen. Ihr Erfolg war unter anderem dem Organisationsgeschick der Jesuiten zu verdanken. Und bereits damals wurde die Idee, Missionierung und Menschlichkeit zu verbinden, bewundert. Die Reduktionen wurden aber auch immer wieder von Kolonisten angegriffen. Selbst die Aufklärer sahen in den Reduktionen eine Inspiration für Sozialreformen. Das «Heilige Experiment» endete 1767 mit der gewaltsamen Verbannung der Jesuiten aus Lateinamerika.