Zuerst das Rauschen der Autos auf der Rosengartenstrasse. Dann der Weitblick auf die Stadt. Pfarrer Marcel von Holzens Blick bleibt am «Prime Tower» hängen. «Immer wenn der Zürich-Krimi kommt und ein Dinner dort oben stattfindet, denke ich, jetzt zeigt doch mal Guthirt, schwenkt herüber!» Selten, erzählt er, schwenkten die Filmemacher tatsächlich. Dann überlege er, ob nicht auch mal ein Mord in der Kirche passieren könnte – nur im Film, natürlich. Von Holzen zeigt nun auf den «Swissmill Tower»: Da ganz oben, hinter den schmalen Fenstern wie «Schiessscharten», sei das Büro eines der Krimihelden. «Ein abweisender Turm», bemerkt er, und schiebt nach: «Wie so ein Geschlechterturm in der Toskana.» Das bringt von Holzen zur Umgebung seiner Kirche zurück. «Ich sage immer: ‹Ich bin in Wipi-Siena zu Hause.›» «Wipi» für Wipkingen, Siena für die Stadt in der Toskana: nicht nur wegen des Turms – auch weil Siena einen berühmten Platz hat. So landet der Zeigefinger jetzt beim nahen Röschibachplatz, von Holzen schwärmt von Sommerabenden «auf der Piazza» – für ihn ganz klar das Herz von Wipkingen.
Ganz nahe sieht von Holzen Wohnhäuser der Pfarrkirchenstiftung. «Ein Glücksfall», habe die Kirche sie geschenkt bekommen oder erwerben können. Wenn Kirchensteuergelder weniger würden, sei man dadurch finanziell «ein Stück weit autonom». «Und dort ist die reformierte Kirche Fluntern.» Zwischen zwei Fassaden hindurch ist sein Blick plötzlich in die Ferne gesprungen. Die Kirche war architektonisches Vorbild für Guthirt. Wenn er schon bei Architektur ist: Marcel von Holzen dreht sich zurück zur Rosengartenstrasse, zum Turm des reformierten Kirchgemeindehauses. «Dieser Turm war bis 1951 der höchste in Zürich!» Und ist doch nur 41 Meter hoch.