Glauben heute

Nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Flexibel und neugierig durch die Welt gehen – in meiner Vorstellung ist das ein Leichtes. Kürzlich hat mich jedoch die Realität eiskalt erwischt: Ich sitze meinem Teamkollegen gegenüber, er druckst herum. Was will er mir sagen? Mir wird heiss und kalt. Dann spüre ich meinen Puls. Einen Moment lang bin ich in körperlichem Alarmzustand. Wozu die Aufregung? Ich realisiere schnell: Eine Veränderung rollt da auf mich zu. Meinem Teamkollegen ist es offensichtlich unangenehm, mir zu sagen, dass er die Stelle verlässt. Unsere Zusammenarbeit wird damit enden. Sie bedeutet mir aber viel, beruflich und auch auf der Beziehungsebene. Meine Flexibilität ist ziemlich gefordert. Erst am nächsten Tag, als ich mir auch neue Möglichkeiten ausmale, steigt wieder ein Hauch von Neugier in mir auf.

Diese Veränderung habe ich nicht selbst gewählt, ich wurde gegen meinen Willen mit ihr konfrontiert. Dabei wäre Veränderung doch
eigentlich der natürlichste Zustand: Vom Entstehen bis zum Tod sind wir ständigem Wandel unterworfen; körperlich, mental, spirituell sowie auch sozial, gesellschaftlich und umweltbedingt. Daher müsste eher die Kontinuität begründet werden. Damit etwas gleich bleibt, wird häufig sehr viel Energie aufgewendet.

«Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung», philosophierte Heraklit bereits zu vorbiblischen Zeiten. Und auch die Bibel ist voller Verwandlungsgeschichten, die erzählen, wie Menschen mit Veränderungen ringen. Auf mich wirken sie sehr menschlich. Wie das Volk Israel jahrzehntelang in der Wüste umherirrt vor der Ankunft im gelobten Land. Oder wie der enge Kreis um Jesus nach seinem Tod, emotional völlig destabilisiert, erst nach Wochen wieder Mut fasst.

Nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Vielmehr scheint mir, wird der sogenannte Zauber oft benötigt, um die Herausforderung des Anfangs zu bestehen. Nicht selten eröffnen sich dann neue, reizvolle Möglichkeiten.