Die Zwölf

Schöpfungsmythen

Alle Kulturen kennen ihre ureigenen Schöpfungsmythen. Und doch tauchen immer wieder ähnliche Motive auf.

1. Sumerer

Die älteste Schriftkultur der Menschheit erzählt in Babylon von Abzu, die Uranfängliche, und Tiamat, die sie alle gebiert. Sie wird später in einem Götterkampf von den jungen Göttern gestürzt.

Keilschrift der Sumerer
Foto: O. S. M. Amin / Wikipedia

2. Antikes Griechenland

Der Dichter Hesiod beschreibt in
seiner «Theogonie» wie der Kosmos aus dem Chaos entsteht. Gaia, eine von sechs Urgottheiten, gebiert aus sich selbst den Himmel, das Meer und die Berge.

3. Zoroastrismus

Nach Zarathustra erschafft Ahura Mazda zunächst die geistige Welt und dann die materielle Welt. Er hat in Ahriman einen Gegenspieler,
der zerstörerisch wirkt und als Satan in die Bibel eingeht.

4. Judentum

In der Bibel erschafft Jahwe innerhalb von sechs Tagen den Himmel, die Erde, alle Lebewesen und Pflanzen, den Tag und die Nacht. Und schliesslich nach seinem Ebenbild Adam und Eva, denen er das Paradies übergibt. Sowohl das Christentum wie der Islam übernehmen diesen Schöpfungsmythos und fügen ihm eigene Akzente hinzu.

5. Hinduismus

Das Universum entsteht und vergeht in Zyklen. Es gibt weder einen klar definierten Anfang noch ein Ende. Dieses Prinzip verkörpert der Hauptgott Brahma, er ist anfangslos und ewig.

6. Buddhismus

Buddha Siddharta Gautama erkennt keinen Sinn im Nachdenken über die Herkunft des Lebens, weil diese Frage nie beantwortet werden kann. Konsequenterweise tradiert der Buddhismus auch keine Schöpfungs­geschichte.

7. Germanen

Der Ur-Riese Ymir existiert im Nichts. Aus seinem Achselschweiss entstehen Mann und Frau. Aus seinem Blut ensteht das Meer, aus seinem Fleisch die Erde, aus seinen Knochen die Berge, aus seiner Haut der Himmel.

8. Maori

Rangi, der Himmel, und Papa, die Erde, erschaffen die Welt. Ihre Söhne möchten sich aus der engen Umarmung der Eltern befreien. Tumatauenga will sie sogar töten. Sein Bruder setzt jedoch durch, dass Himmel und Erde lediglich getrennt werden. Der Streit zwischen den Gotteskindern hält jedoch bis heute an, weshalb es immer noch Winde und Stürme gibt.

Die Maori-Gottheiten Rangi und Papa
Die Maori-Gottheiten Rangi und Papa

9. China

Der Riese Pangu wächst 36 000 Jahre lang als Weltachse, bis er sich opfert. Aus seinem Atem wird der Wind, aus seiner Stimme der Donner. Sein gesamter Körper wird Stück für Stück zur Schöpfung. Und aus dem Ungeziefer an seinem Körper entstehen die Menschen.

10. Inuit

Vor langer Zeit stürzt die Erde vom Himmel. Aus ihr kriechen Menschenkinder, die nur die Dunkelheit kennen, dafür keinen Tod. Als die Erde deshalb übervölkert wird, spricht eine alte Frau: «Wir wollen beides haben, Licht und Tod.» Und so sterben von nun an die Menschen, steigen in den Himmel auf und beginnen dort zu leuchten.

Foto: Doubletriplezero / Wikipedia

11. Buschmänner

Im Süden Afrikas wird seit jeher ein allmächtiger weiser Gott verehrt. In der Urzeit ist die gesamte Natur menschlich, auch die Sonne ist ein Buschmann. Wenn dieser seine Arme hebt, wird es hell, wenn er sie senkt, wird es dunkel.

12. Inka

Der Schöpfergott Pachakamaq erschafft Mann und Frau, gibt ihnen jedoch nichts zu essen. Bald stirbt deshalb der Mann. Und die Frau verflucht Pachakamaq. Der gewährt ihr daraufhin wenigstens Fruchtbarkeit.