Regionale Story
Die Netzwerkerin
Wie es Helena Jeppesen-Spuhler gelang, Papst und Synode mit der Frauenfrage zu konfrontieren.
Veronika Jehle
Erschienen am 29.01.2025
in Ausgabe 02/2025
93 Frauen aus sieben Weltregionen waren es, die dem Papst in 45 Minuten ihre Situation darlegten. Und der Papst hörte zu. Erstmals in der Geschichte. Vor Papst Franziskus durfte der Zugang von Frauen zu Weiheämtern ja nicht einmal diskutiert werden, geschweige denn wären Frauen an Synoden dabei gewesen. Für Helena Jeppesen-Spuhler ist das «ein Momentum». Die Religionspädagogin, die beim Hilfswerk Fastenaktion arbeitet, gehört zu den ersten Frauen mit Stimmrecht an den jüngsten Weltsynoden im Vatikan. An der letzten ist ihr der Coup gelungen: Sie hatte die Idee, die Frauen und den Papst direkt miteinander ins Gespräch zu bringen.
Doch zunächst der Schock: Víctor Fernández, Präfekt für die Glaubenslehre, erteilte dem Frauendiakonat wieder eine Absage. «Wir wären fast explodiert», erinnert sich Jeppesen-Spuhler. Sie, die Bischöfe, die mit ihr an einem Tisch sassen, alle rund herum. «Ich ergriff im nächsten Plenum sofort das Wort.» Um dann zu handeln: Die Kolleginnen vernetzen – man kannte sich ja bereits – und für die Idee gewinnen, den Austausch inhaltlich vorzubereiten. Den Audienz-Termin mit dem Papst hatte frau bereits vor der Synode beantragt, auf «normalem» Weg: «Bewusst wollten wir keine Fürsprache eines Kardinals. Wir wollten für uns sprechen.»
Helena Jeppesen-Spuhler moderierte den Austausch, zunächst angespannt: «Der Papst hätte beginnen können, einen Vortrag über die Frauenrolle zu halten.» Sie hätte interveniert, wie zuvor abgesprochen. Die Angst war unbegründet. Papst Franziskus habe zugehört, Fragen gestellt (zwar keine direkt zur Gleichberechtigung), er habe auch eingestanden, dass es überall dort, «wo wir im Vatikan Frauen haben», besser gehe. Und obwohl klar war, dass der Austausch «keine Lobbyveranstaltung für die Frauenweihe werden würde, dass alle frei sein würden, sich zu äussern, wie sie wollten», sei deutlich geworden: «Die Geduld der Frauen ist am Ende».
Jeppesen-Spuhler weiss: «Wir sind eigentlich zu spät.» Zurück in der Schweiz spürt sie das deutlich, neben «so viel Resignation». Sie hat Verständnis – und Ideen, die sie in die neu gegründete Synodalitätskommission einbringen wird. «Ich wundere mich, wo die innerkirchliche Resonanz zur Synode bleibt. Davon wünsche ich mir mehr.»