Dass ich heute für die Polizei arbeite und mein Hund für mich das Wichtigste ist, wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Ich wünschte mir immer einen Hund, aber meine Mutter war dagegen. Umso schöner war es, wenn mein Onkel, der Polizist war, mit seinem Hund zu uns kam. Einmal brachte er einen Welpen mit in der Hoffnung, damit meine Mutter weichzukriegen, aber es nützte nichts. Im Studium hatte ich zu wenig Zeit für einen Hund, aber vor etwa 20 Jahren ist unser erster Hund bei uns eingezogen. Seit fünf Jahren ist Mischlingshündin Emma aus dem Tierschutz bei uns. Sie tut mir einfach gut. Ein Hund wertet nicht, ist nicht nachtragend und kann die Emotionen von uns Menschen sehr gut einschätzen. Emma gibt mir Struktur, die Bewegung an der frischen Luft hilft, an strengen Arbeitstagen Kopf und Seele zu «lüften». Ein Hund kann auch ein Türöffner sein für Begegnungen mit Menschen. Manchmal nehme ich Emma in Beratungsgespräche mit. Wenn das Gegenüber daran Freude hat, kann das helfen. Als Polizeiseelsorgerin bin ich für die Mitarbeitenden der Kantons- und Stadtpolizei Zürich da, als Ansprechpartnerin in belastenden Situationen, beruflich oder privat. Hauptsächlich unterrichte ich Ethik für angehende Polizistinnen und Polizisten. Prägend war für mich der plötzliche Tod meines Grossvaters, als ich 15 Jahre alt war. Er hatte eine unglaublich geduldige, vermittelnde Art und hat die Familie zusammengehalten. Von jetzt auf gleich war er nicht mehr da. Was wäre anders geworden, wenn er länger gelebt hätte? Das beschäftigt mich auch heute manchmal. Dass ich Theologie studiert habe, war eher zweckmässig. Als Jugendliche war ich stark in der Pfarrei engagiert und dabei sehr glücklich. Ich wollte das tun, was die Pastoralassistentin und der Priester uns vorgelebt hatten.

Christoph Wider
Regionale Story
«Ein Leben ohne Hund ist unvorstellbar!»
Polizeiseelsorgerin Kerstin Willems