Vielleicht ist dieser Kirchturm der einzige, in dem ein Skelett wohnt? «Nicht erschrecken, der ist nicht echt», scherzt Pfarrer Thomas Widmer, nachdem wir auf dem Weg nach oben unzählige Requisiten der pfarreieigenen Theatergruppe passiert haben. Als wir direkt unter dem Glockenstuhl den Blick in die Ferne schweifen lassen: dort ein Altersheim und da. Als Pfarrer habe er Verbindungen dorthin, mache Besuche, einmal im Monat feiere er vor Ort Messe. Die Arbeit mit alten Menschen sei der eine Teil. «Wir sind auch mit vielen Familien in Kontakt, das sind die Wohnhäuser», lässt Widmer seinen Arm rundum schweifen. Macht ein Pfarrer noch Hausbesuche? «Doch, rund ums Dreikönigsfest biete ich Haussegen an.» Das Gemeinschaftliche zu fördern sei ihm wichtig, betont er und zeigt auf ein weiteres Wohnhaus. Was dort passiert, gefällt ihm: «Da wohnen ältere Leute, die sehr verbunden sind mit unserer Pfarrei. Sie leben auch im Haus ein gemeinschaftliches Leben, treffen sich zum Essen, haben einen Gemeinschaftsraum.» Das Haus gehört der Stiftung Alterswohnfürsorge der Pfarrei Herz Jesu Oerlikon, gegründet von Katholiken.
Als Widmer den Turm der reformierten Kirche sieht, erzählt er von den Konfessionen – reformiert, methodistisch, Heilsarmee, christkatholisch, Freikirchen, römisch-katholisch. Sie alle treffen sich einmal im Jahr zur ökumenischen Gebetsnacht. Als er die offene Velorennbahn sieht, erinnert er sich an den verunfallten Radsportler Gino Mäder, für den dort die Gedenkfeier stattgefunden habe. In der Ferne das SRF-Studio Leutschenbach, der Schlot der Müllverbrennung. Oerlikon ist vielfältig. Könnte er «seine Kirche» versetzen, Pfarrer Widmer würde sie direkt an den Marktplatz bauen. Er mag die vielen Menschen.