Porträt von Beat Wiederkehr

Regionale Story

Da ist noch was

Der Familienvater und Wirtschaftsprüfer Beat Wiederkehr hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Er liess sich zum Diakon weihen.

«Nach dem Betriebswirtschafts-Studium habe ich geheiratet und mit meiner Frau eine Familie gegründet», erzählt Beat Wiederkehr. Schon damals sei der Wunsch aufgetaucht, Theologie zu studieren. Doch sei das aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht möglich gewesen. Stattdessen hat er mit Partnern eine Treuhandfirma gegründet und «den Job sehr gerne gemacht». Als Politiker im Wädenswiler Gemeinderat setzte er sich für günstigen Wohnraum für Familien ein. Trotzdem habe er sich in der Lebensmitte gefragt: «War es das jetzt?» Wieder sei die Theologie vor seinem inneren Auge gestanden. Mit der Unterstützung seiner Frau und der Möglichkeit des Fernstudiums, welches die theologische Fakultät Luzern berufsbegleitend anbietet, hat er den Schritt gewagt. «Zum Schluss des sieben Jahre dauernden Studiums brauchte es schon Durchhaltewillen. Latein, Griechisch und Hebräisch haben es in sich!», sagt er lachend. Nach einem Seelsorge-Praktikum in Maria Lourdes Seebach nahm er in seiner Heimatpfarrei Wädens­wil die Arbeit als Seelsorger auf. Und wurde hier am 8. Fe­bruar mit Einverständnis seiner Ehefrau von Bischof Joseph Maria Bonnemain zum Ständigen Diakon geweiht.

Wir sitzen in der Kapelle Bruder Klaus in der Au. Der schlichte Kirchenraum mit der mattgolden leuchtenden Altarwand, dem von oben einfallenden bläulichen Licht und den klaren Linien aus Naturstein, Beton und Holz ist für Wiederkehr «der schönste Sakralraum in unserer Pfarrei». An der Rückwand hängt das Bild von Sieger Köder, das auch die Einladung zu seiner Diakonenweihe schmückte. «Dieses Bild bedeutet mir sehr viel. Es zeigt eine bodenständige, erdverbundene und authentische Barmherzigkeit. Die gemalten Szenen zeigen, wie wir konkret für andere da sein können. Es ist ein Sinnbild für das, was Leben heisst.»

Das Sakrament der Diakonenweihe versteht er als verbindliche Inanspruchnahme: «Mit anderen, für andere. Gegenüber Gott und der. Kirche.» Einer Kirche, die auch in Krise ist. «Ich bin nicht blind, ich sehe, was abgeht. Trotzdem möchte ich mich in den Dienst dieser Kirche stellen, die auch so viel gut macht», sagt er. Während andere an ihre Pensionierung denken, hat Beat Wiederkehr nochmals etwas ganz Neues begonnen: «Es ist ein Lebensthema, in dem ich noch wachsen kann.» Herumsitzen wäre nicht seins. «Das Leben hat einen Sinn bis zum Schluss. Den möchte er ausschöpfen und auskosten.»