Andrea Schweri
Wer bleibt, wo und wie er immer war, bei dem tut sich nichts. Man muss unterwegs sein.
Der Mensch muss sich auf den Weg machen, um sich zu entwickeln. Und sei es nur innerlich.
Die biblischen Texte erzählen nicht umsonst von Menschen, die unterwegs waren. Eigentlich sind ganz viele Erzählungen in der Bibel einfach Erzählungen über Wege, die Menschen gegangen sind.
Auch die drei Sterndeuter machen sich auf den Weg, um an die Krippe zu gelangen. Sie lassen sich wovon auch immer rufen, die Bibel umschreibt das mit einem Stern.
Jedenfalls sehen wir: Manchmal muss man einfach mal los, gerufen von einer Sehnsucht, von den grossen Fragen, von dem tiefen Gefühl, dass das Leben noch mehr bietet. Die Sterne, die uns rufen, gibt es bis heute.
Wahrscheinlich ist uns gar nicht wirklich bewusst, dass die drei Sterndeuter nicht nur nicht zu Herodes gegangen sind nach der Begegnung mit dem Jesuskind, sondern auf einem anderen Weg in ihr Land zurückkehren.
Offenbar hat sich nach der Begegnung mit Jesus einiges geändert für die Sterndeuter. Ihr Weg könnte stellvertretend stehen für den Weg eines Menschen, der Jesus begegnet ist: Danach kann man nicht mehr auf dem Weg bleiben, auf dem man bis anhin unterwegs war.
Das ist ein schönes Bild, wie ich finde. Die Sterndeuter kehren zurück in ihr Land, sie werfen ihr altes Leben also nicht über Bord, sie ändern nicht alles radikal und von heut auf morgen, sondern sie gehen einfach einen anderen Weg. Vielleicht einen Weg, auf dem sie Dinge neu sehen und neu beurteilen, einen Weg, den sie bewusster und anders gehen.
Das könnte auch unser Weg sein, ein guter Weg. Immer wieder von neuem, denn auch wir sind ja eigentlich jeden Tag unseres Lebens dazu eingeladen, vor die Krippe zu stehen und uns neu auf den Weg rufen zu lassen.
Marco Anders
Veröffentlicht am 13. Dezember 2024