Sterbehilfe- Zwischen Leid und Hoffnung

Zu Beginn der Fastenzeit wurde Katholiken auf der ganzen Welt Asche aufs Haupt gestreut, mit den mahnenden Worten:  «Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.» Was wir am Aschermittwoch zeichenhaft ausdrücken, müssen wir immer wieder als Wirklichkeit annehmen: den Tod von geliebten Menschen, die Erfahrung, dass unser Leben vergeht. Während der 40 Tage Fastenzeit besinnen wir uns auf den Tod und konzentrieren uns deshalb auf das Wesentliche. Wir verzichten auf Dinge, die uns schaden und versuchen, zu uns selbst und den wichtigen Dingen im Leben zurückzukehren – den Dingen, die ewig sind.

Wir leben in dem Bewusstsein, dass unser Leben in Gottes Hand liegt und dass es uns in seine Ewigkeit führen wird. In diesem Zusammenhang müssen wir uns als Christen auch mit dem Thema «Sterbehilfe» auseinandersetzen, die mit EXIT, DIGNITAS und «Sarco» längst Teil unseres Alltags geworden ist. Für mich kommen darin die drei Potenzen unseres Zeitgeistes zum Ausdruck: Individualismus (Jeder stirbt für sich allein), Kapitalismus (Ein gutes Sterben in den Warenkorb) und technischer Fortschritt (Sterben auf Knopfdruck). Sterbehilfe und Selbstbestimmung liegen im Trend – ebenso die wachsende Angst davor, im Alter zu leiden. 2023 hatte EXIT 167631 Mitglieder, was zum Vorjahr ein Wachstum von 32% bedeutet. Doch wie geht Sterbehilfe und Christentum zusammen? Wenn man an die Schweiz denkt, anscheinend sehr gut. Immer mehr Christen sehen keinen Widerspruch darin, ihre Hoffnung auf die Sterbehilfe UND auf Jesus Christus zu setzen. Dabei bieten die beiden Parteien grundsätzlich verschiedene Angebote. Während Sterbehilfe mit einem «Notausgang» wirbt, zeigt Jesus Christus einen anderen Weg:
Wir haben einen Gott, der Mensch wird, um das Kreuz anzunehmen und menschliches Leid zu erfahren. Er entschied sich dafür – denn ein Gott, der nicht leiden kann, ist ein Gott, der nicht lieben kann. In diesem Glauben können wir auch unser eigenes Leid anders verstehen. Wir können uns darin begleitet und geliebt wissen. Vor allem aus der österlichen Botschaft heraus, dass das Leiden nur ein Durchgang ist.

Ausserdem zeigt Jesus uns, dass wir auch darüber klagen dürfen. Auch er hat in seiner letzten Stunde gebetet: «Lass diesen Kelch an mir vorübergehen!» Er war eben ganz Mensch. Doch letztendlich sprach er: «Dein Wille geschehe!» Ich denke, dieser Ausspruch als Lebensmotto entscheidet über ein gutes Leben und ein sehr gutes Sterben.

Natürlich gibt es auch Einzelfälle, die einen Rechtsschutz gegen unendlich lange Qualen am Lebensende geltend machen sollen. Vor allem wenn die moderne Medizin das Leben künstlich verlängert – und dabei eigentlich nur das Sterben. Ich lehne jedoch den Trend ab, der sich daraus entwickelt: Die selbstverständliche Ermächtigung, den Todestag selbst auswählen zu dürfen. Ich denke christliche Normalität sollte bleiben, wie Johannes Paul II. mit seinem Sterben umgegangen ist: «Ich will keinen Tag früher und keinen Tag später bei Gott ankommen, als er mich bei sich haben möchte.»
Caroline Giovine

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